Europarecht: Handbuch für die deutsche Rechtspraxis

Europarecht: Handbuch für die deutsche Rechtspraxis | von Stefan Städter

Nachdem im Jahr 2006 erstmalig „Europarecht – Handbuch für die deutsche Rechtspraxis“ erschienen ist, sahen sich die Professoren Reiner Schulze und Manfred Zuleeg mit Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages im Jahr 2010 veranlasst, ihr umfangreiches Werk unter der Mitherausgeberschaft von Professor Stefan Kadelbach neu herauszugegeben.

Die mittlerweile 50 Autoren, zu denen nicht nur namenhafte Universitätsprofessoren, wie z.B. Ansgar Staudinger, Claus Dieter Classen oder Charlotte Gaitinides, sondern auch Praktiker des öffentlich- und privatrechtlichen Sektors, wie z.B. Christian Busse, Thorsten Mäger oder aber Sasa Beljin gehören, haben sich mit diesem Handbuch erneut zum Ziel gesetzt, eine „klare und zuverlässige Orientierung zu bieten, wenn europäische Rechtsvorschriften Einfluss auf die Rechtsanwendung haben können.“ Diesem Erwartungshorizont wird das mehr als 2438-seitige Handbuch mehr als gerecht.

Der bereits in der Erstauflage bewährte zweiteilige Aufbau ermöglicht dem Leser eine leichte Handhabung.  Sieht sich dieser mit Fragen zu den Grundlagen der Europäischen Union – wie z.B. ihrem institutionellem Gefüge, ihrem Gesetzgebungsverfahren oder aber den Rechtschutzmöglichkeiten – konfrontiert, so kann er sich das notwendige Wissen gut komprimiert in kürzester Zeit aneignen. Der Allgemeine Teil gibt dem praktisch interessierten Rechtsanwender zudem mit den Werten der Union (§§ 5 – 7) individuellen Rechte und Pflichten (§ 8) sowie der Auslegung, Rechtsfortbildung und Rechtsschöpfung (§15) das hierfür dogmatisch notwendige Handwerkszeug an die Hand.

Der knapp 520-seitige Allgemeine Teil wird durch einen sehr facettenreichen  Besonderen Teil ergänzt, der nahezu das gesamte Unionsrecht abdeckt. Neben den Standardgebieten des Kartell-, Handels- und Internationalen Privat- und Zivilverfahrensrechts ( §§ 16, 19, 22) kann dieses Handbuch auch mit seinen gelungenen Ausführungen im Finanzdienstleistungsrecht ( §20), Beihilfen- (§28) und Energierecht (§35) bestechen. Darüber hinaus werden aber auch weniger bekannte Rechtsgebiete wie z.B. das Europäische Lauterbarkeitsrecht (§17) und das Lebensmittel- und Arzneimittelrecht (§24) behandelt. Gerade für Anwälte dürfte zudem die Darstellung der Freien Berufe (§27) von Interesse sein. Unternehmer und staatliche Stellen gleichermaßen dürften insbesondere an der klaren Präsentation des öffentlichen Auftragsrechts (§29), des Steuerrechts (§30) und des Arbeits-/Sozialrechts (§§39, 40) Gefallen finden.

Aktualisierungsbedarf dürfte bei den Ausführungen zum Geld- und Währungsrecht (§31) bestehen. Denn angesichts der beschlossenen Änderung der rechtlichen Grundlagen der EWU und der ausufernden Staatsanleihenkäufe durch die nationalen Notenbanken unter Federführung der EZB steht die von Professor Charlotte Gaintinides aufgeworfene Frage des Individualrechtsschutzes gegen die EZB im Vordergrund.

Von nicht minderer Aktualität sind gerade im Zeitalter sozialer Netzwerke und zunehmender Digitalisierung das Europäische Datenschutzrecht (§37) und das Recht des geistigen Eigentums (§21).  Die primär auf den wirtschaftsrechtlich interessierten Praktiker zugeschnittenen Ausführungen werden abschließend durch das Einwanderungs- und Asylrecht sowie das Strafrecht (§§41, 42) abgerundet.

Gerade in seinem Besonderen Teil liegt die Stärke dieses Handbuchs. Anders als ein Teil der europarechtlichen Literatur oftmals glauben macht, haben die Autoren erkannt, dass die Europäische Union durch die Richtlinien, Verordnungen und sonstigen Maßnahmen – inklusive der soft-law-Regelungen – voranschreitet und ein solches Handbuch sich daher schwerpunktmäßig mit der Rechtsanwendung auseinandersetzen muss. Rechtsanwendung und dogmatische Grundlagen sind in einem guten Verhältnis gewählt. Die Qualität der Beiträge lockt auch den Anfänger, das eine oder andere Spezialgebiet näher zu betrachten. Für den fortgeschrittenen Praktiker vereint das Buch Repetitio und vertiefendes Nachschlagewerk. Insgesamt eine mehr als gelungene Komposition, die in keiner Europarechtsbibliothek fehlen sollte.

Details zum Buch

Titel: Europarecht: Handbuch für die deutsche Rechtspraxis
Autor: Reiner Schulze, Manfred Zuleeg, Stefan Kadelbach
Gebundene Ausgabe: 2438 Seiten
Verlag: Nomos
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3832953299
ISBN-13: 978-3832953294

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