Die Unfehlbaren von Andrew Ross Sorkin

Die Unfehlbaren: Wie Banker und Politiker nach der Lehman-Pleite darum kämpften, das Finanzsystem zu retten - und sich selbst. - Ein SPIEGEL-Buch | von Stefan Städter

In seinem 623 Seiten umfassenden Werk zum Kampf der Banker und Politiker zur Rettung des Finanzsystems nach der Lehmann-Pleite resümiert Andrew Ross Sorkin, dass „innerhalb von nur wenigen Monaten sich die Wall-Street und das globale Finanzsystem fast bis zur Unkenntlichkeit“ verändert haben. Schließlich haben die Big Five, d.h. die fünf großen amerikanischen Investmentbanken entweder Insolvenz angemeldet, wurden verkauft oder in eine Bank-Holding umgewandelt worden. Zwei Hypothekengiganten und die größte Versicherungsgesellschaft der Welt sind unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Auf die Frage, wie es zu diesem Fiasko kommen konnte, gibt der packende Bericht, der seinen Anfang mit den Nachwirkungen des Verkaufs von Bear Stearns als Vorbote des sich abzeichnenden Schicksals von Lehmann Brothers nimmt, die Antwort, dass diese von der ausschließlich an größtmöglichen Gewinnen orientierte Investmentbranche selbst herbeigerufen worden sei.

Der Autor skizziert überaus detailliert ein fast lückenloses Sittengemälde des Versagens und der Selbstüberschätzung einer Branche, die getreu dem Motto „to big to fail“ agiert habe.

Besonderes Augenmerk widmet Andrew Ross Sorkin nicht nur den zur Rettung eingesetzten Finanzmitteln und seinem bis dato als undenkbar erscheinenden Umfang, sondern auch der Darstellung einzelner Entscheidungsträger. Dies ermöglicht dem Leser zum einen eine gewisse Nähe aufzubauen und zum anderen vermag es der Autor auf diesem Weg die Verzahnungen zwischen Privatwirtschaft, Regierung sowie Zentralbank anschaulich zu vermitteln.  Letzteres gewinnt, wenn man sich die zentrale Rolle von Goldmann Sachs anschaut, angesichts der gegen die Investmentbank erhobenen Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Statistikbetrug im Rahmen des Monitorings Griechenlands eine neue Dimension. Zeigt es doch, dass sich diese Krise nicht nur auf die Wall Street beschränkt, sondern sogar ganze Staaten bzw. einen als stabil geltenden Währungsraum ins Wanken bringen kann.

Dem Leser wird mit diesem Buch deutlich gemacht, dass es sich weniger um ein – wie von den Regierungen behauptetes – unverschuldetes Ereignis handelt, als um eine Krise, deren Ursachen neben deren Profitgier und Uneinsichtigkeit einzelner im Auseinanderfallen von Herrschaft und Haftung liegt. Bankmanager können zwar massenhaft reich werden, wenn die von Ihnen veranstalteten Wetten aufgehen. Wenn sie sich jedoch irren, geht die Bank schlimmstenfalls Pleite. Sie werden persönlich nie in Vermögenshaftung genommen.

Die Frage, die bleibt, lautet, welche Lehren aus dieser Situation zu ziehen sind. Aktuell – so scheint es – haben die Akteure, wenn auch z.T. mit anderer Besetzung, nichts dazu gelernt. An der Wall Street wird nach wie vor gepokert und die Haftungsverschärfung für Vorstände ist bisher auch nicht in die Realität umgesetzt worden. Auch die Regierungen haben bislang keine nennenswerten Neuerungen zur Prävention auf den Weg gebracht. Das ultima-ratio-Argument ist und bleibt Legitimationsgrundlage für Ausnahmezustände. Es herrscht weiterhin Darwinismus: „Die Schwachen werden verdrängt. Die Starken werden ganz besonders erfolgreich sein.“

Details zum Buch

Titel: Die Unfehlbaren: Wie Banker und Politiker nach der Lehman-Pleite darum kämpften, das Finanzsystem zu retten - und sich selbst. - Ein SPIEGEL-Buch
Autor: Andrew Ross Sorkin
Gebundene Ausgabe: 624 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3421044880
ISBN-13: 978-3421044884

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