
Bernd Greiners fulminante Biographie über Henry Kissinger, den Wächter des US-Imperiums.
Bereits 20b 20 erschien die analytische Biographie über Henry Kissinger aus der Feder des Amerikanisten und Historikers Bernd Greiner. Sie verdient angesichts der hype zum 100. Geburtstag des ehemaligen US-Aussenministers erneut gelesen zu werden. Denn angesichts des Jubelchors von lauter deutschen Toren, die mit schlechten Gewissen daran erinnern, dass Kissinger aus Deutschland vertrieben wurde, darf eine nüchterne historische Betrachtung nicht fehlen. Diese liefert Greiner allerdings mit der Einschränkung, dass er sich im Laufe der Auseinandersetzung mit seinem sujet in eine persönliche Gegnerschaft zu Kissinger verrannt hat. Dadurch fällt die Würdigung des politischen Gesamtkunstwerkes HK ein wenig einseitig aus. (Weiterlesen …)
Das wissenschaftliche Erstlingswerk von Heller, welches im Sommersemester 2018 von der juristischen Fakultät der Universität Potsdam als Dissertation angenommen wurde, muss bereits deshalb die Aufmerksamkeit des an Geld- und Währungsfragen interessierten Wissenschaftlers erregen, weil es in einer Zeit anhaltender und nun wieder zunehmender Staatsanleihenkäufe und Unternehmensanleihenkäufe im Rahmen des Asset Purchase Program (APP) beim Monitoring desselben darauf ankommt, die Risikoposition der Bundesbank zutreffend zu bewerten und eventuelle Verlust-Szenarien – so sie nicht verhindert werden können – in ihren bilanziellen Folgen zu beschreiben. Doch bereits aus der Einführung wird deutlich, dass der Leser, der mit dieser Neugierde an die Lektüre des Buches geht, nur sehr partiell zufriedengestellt wird. (Weiterlesen …)

Eine strategische Betrachtung von Macht und Recht
Die Darstellung betrachtet das Zusammenspiel der Machtverhältnisse mit dem internationalen Recht aus einer strategischen Perspektive. Mit dem Brückenschlag zwischen den Lehren von den internationalen Beziehungen und dem Völkerrecht betritt das Buch Neuland. Es fordert Politik und Wissenschaft zu einem neuen Realismus auf, vor allem im Lichte des Wettstreits der geopolitischen Interessen der USA, Westeuropas, Russlands und der Volksrepublik China. Das Werk mahnt auch dazu, dass sich die Bundesrepublik Deutschland mit dem ihr zugewachsenen politischen und wirtschaftlichen Gewicht ihrer geopolitischen Verantwortung stellt.
Aus dem biographischen Interview von Dieter Gosewinkel mit Ernst-Wolfgang Böckenförde wissen wir um die Intensität der Beziehung des späteren, allseits geschätzten Verfassungsrichters Böckenförde mit dem genauso wirkmächtigen wie umstrittenen Staatsrechtslehrer Carl Schmitt. Böckenförde hatte auf die Frage nach dem Ausgangspunkt seiner Beziehung mit Carl Schmitt auf die Bewunderung rekurriert, die von Schmitts „Verfassungslehre“ für ihn als jungen Studenten ausgegangen war. Dieses im Grunde einzige systematische Werk, das Schmitt 1928 im Alter von 40 Jahren verfasste, darf gewiss als besonders begriffsbildend für die Staatsrechtslehre angesehen werden und ist auch in formaler Hinsicht ein originelles Opus. (Weiterlesen …)

Volkssouveränität und Staatlichkeit intermediäre Organisation und Räume demokratischer Selbstgesetzgebung
In der von Rüdiger Vogt herausgegebenen Reihe Staatsverständnisse ist das Erscheinen eines neuen Bandes, „Volkssouveränität und Staatlichkeit-intermediäre Organisation und Räume demokratischer Selbstgesetzgebung“ herausgegeben von Oliver Eberl und Philip Erbentraut anzuzeigen.
Die Aufsatzsammlung geht zurück auf verschiedene wissenschaftliche Tagungen, darunter eine Arbeitsgemeinschaft am Zentrum für interdisziplinare Forschung (ZIF) in Bielefeld im Sommer 2020. Sie behandelt zwei Themenschwerpunkte, die intermediäre Organisation der Volkssouveränität und die Räume der Selbstgesetzgebung. Unter dem Gesichtspunkt der Themenwahl kann die interessante Zusammenstellung gar nicht passender kommen. (Weiterlesen …)

Noch mit Blick auf die Corona-Epidemie schrieb die in der Habilitationsschrift von Anna-Bettina Kaiser vielfach erwähnte ehemalige Verfassungsrichterin Gertrud Lübbe-Wolff eine Rezension, in der die zentrale Rolle des Bundesverfassungsgerichts als Kontrollinstanz für Ausnahmeverfassungsrecht unterstrichen wurde. Die durch die Corona-Epidemie entstandenen Beschlüsse über sehr weitgehende Grundrechtsbeschränkungen, die in der Gesellschaft nach wie vor kontrovers diskutiert werden, bewegen sich im klassischen Feld von Ausnahmesituationen. Es geht um die Abwehr innerer Gefahren – dieses Mal ausgelöst durch eine Pandemie -, indem man Grundrechte, wenn auch nur über einen begrenzten Zeitraum, einschränkt. (Weiterlesen …)
Bereits in zweiter Auflage ist jener Briefwechsel für das interessierte Publikum zugänglich, der von 1953 bis 1983 zwischen dem mittlerweile legendären Geschichtstheoretiker Koselleck (1923 – 2006) und dem genauso umstrittenen wie wirkmächtigen Staatsrechtslehrer Carl Schmitt (1888 – 1985) stattfand. Neben dem Briefwechsel zwischen Koselleck und Schmitt finden sich Dokumente der Korrespondenz von Schmitt mit Kosellecks Frau Felicitas sowie ein aufschlussreiches Gespräch zwischen Koselleck und Peppel vom 14.3.1994. Dieses Gespräch ist nicht nur erhellend hinsichtlich der Genese des Kontaktes zwischen Koselleck und Schmitt, sondern auch relevant für die symbiotische Beziehung zwischen den beiden Personen, die entsprechend der Altersentwick-lung schwankte, indes von der unausgesprochenen Frage getragen wurde: Was konnte der eine vom anderen lernen bzw. welchen Vorteil vermochte er aus ihm zu ziehen? (Weiterlesen …)

Sous le titre interrogatif de L’Europe décadente ? Markus Kerber publie aux éditions Europolis d’outre-Rhin sa traduction allemande du dernier chapitre de La Décadence de Julien Freund, un ouvrage paru en 1984 aux éditions Sirey. Confronté, à la toute fin du XIXème siècle, à une vision prémonitoire du déclin de l’Empire britannique, Kipling avait mis tout son talent littéraire au service de son ressenti et composé une ode mélancolique quasi funéraire, dans laquelle il suppliait le Très-Haut de ne pas laisser la gloire passée de l’Angleterre sombrer dans l’oubli : (continuer la lecture …)
Diese Essays – von Edition Europolis dem 1984 erschienenen Werk «La décadence» entnommen und neu zweisprachig herausgegeben – sind eine Provokation. Denn schon Freunds Leitthese, dass sich Europa tatsächlich in einem Niedergang befinde, ist eine Kampfansage an den herrschenden Zeitgeist. Für diesen ist Europa nämlich gerade dabei, seine dunkle, rassistische, kolonialistische und sexistische Vergangenheit zu überwinden, um in eine helle, postkolonialistische und bunte Zukunft aufzubrechen. Dass genau dieser Zeitgeist ein Symptom des endgültigen Zerfalls sein könnte, wagen selbst Kritiker der herrschenden Meinung so deutlich kaum zu sagen. (Weiterlesen …)

Julien Freund est un philosophe et sociologue singulier du XXe siècle. Chantal Delsol, son ancienne élève, le décrit comme l’un des seuls à avoir redonné une légitimité à l’aristotélisme — ou à un certain réalisme polit
ique —, à une époque où le monde universitaire est marxisant. C’est dans ce contexte qu’il faut le resituer, car ce court essai est aussi une dénonciation du socialisme révolutionnaire soviétique et de la bienveillance à son égard des intellectuels français de l’époque. Livre