Europa im Niedergang?
Wer ist der Feind der europäischen Zivilisation und der Werte, die sie repräsentiert? Sollten wir uns mit dem Niedergang abfinden? Der Nieder- gang besteht nicht aus einem gleichmäßig be- schleunigten Fall, d.h. er verläuft nicht entlang eines gleichmäßigen Verlaufs eines Hanges. Deka- denz gehorcht keinem physikalischen Gesetz, denn sie bleibt den Wechselfällen menschlicher Vorsätze und Bestimmungen unterworfen. De Gaulle und Churchill haben unter diesem Gesichtspunkt eine paradigmatische Arbeit geleistet. Sie waren beide von einem Gefühl der drohenden Dekadenz getrie- ben, aber gleichzeitig unternahmen sie fast über- menschliche Anstrengungen, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten und auf Kosten der Aufopferung eine riskante Situation zu überwinden. Vielleicht haben sie sogar ihre Energie aus dieser Klarheit gewonnen, die die Qualen ignorierte. In der Tat folgt die Geschichte nicht einem zwangsläufigen Verlauf, denn sie ist ständig voller Überraschun- gen, die aus Remissionen, Aufschüben und mehr oder weniger nachhaltigen Steigerungen bestehen können. Große Worte sind in diesem Fall nutz- los, wenn die konkrete Maßnahme nicht darauf folgt. Im Gegenteil, es ist notwendig, die Kraft des Geistes und der Hartnäckigkeit zu haben, die ein- zigen Qualitäten, die uns befähigen, das Gewissen zu erwecken und es in den Wunsch zu ziehen, sich selbst zu übertreffen. Wir fordern nicht Helden- tum, sondern die Ablehnung der Gemeinheit der Alltagspolitik, denn, wie Max Weber sagte, „wir hätten nie das Mögliche erreichen können, wenn wir in der Welt nicht immer und ununterbrochen das Unmögliche angegangen wären“.