Bestandsaufnahme und Perspekive

Wenn ein renommierter Vertreter des deutschen Hochschulwesens – mit akademischen Erfahrungen in den USA und als Dekan einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sowie seit Jahren als Präsident einer mittelgroßen Universität – sich Gedanken über die Universitäten in Deutschland macht, so ist dies für sich genommen eine Anstrengung, die Respekt gebietet. Hans-Joachim Ewers, der ehemalige Präsident der TU Berlin,  räsonnierte bereits bei seiner Berufung über das Missverhältnis von guter Lehre und wissenschaftlicher Reputation. Er wies u.a. darauf hin, dass die wissenschaftliche Reputation von der Anzahl und Qualität der Publikationen und nicht von der Güte der Lehre abhängen würden. Obschon mehr als ein Anstoß, blieben seine Ausführungen – besonders an der TU Berlin- unbeachtet. Ewers, Das Elend der Hochschulen – Eine ökonomische Analyse der Organisation und Finanzierung deutscher Universitäten, Text der Antrittsvorlesung vom 5.6.1995 ; Diskussionspapier 1996/13. (Weiterlesen …)

 

Wir Ostpreußen – Eine ganz gewöhnliche deutsche Familiengeschichte

Nachdem Ostpreußen als deutsche Kulturlandschaft wohl unwiederbringlich verloren ist und die Erinnerung hieran sofort den Soupcon des Rechtsradikalismus hervorruft, ist es wohltuend, wenn ein renommierter Journalist – ehemals Parlamentskorrespondet der Zeit – das Schatzkästlein seiner Familienerinnerung – hier die Erinnerungskladde seiner Großmutter – zum Anlass nimmt, um einen neuen Blick auf ein vergangenes Stück Deutschland zu werfen. Dabei fallen zunächst seine bedachten semantischen Richtigstellungen auf. Buchsteiner erinnert daran, dass der Begriff Ostdeutschland für die fünf neuen Bundesländer historisch und geographisch ungenau ist und die geographische Realität von Mitteldeutschland sich auch noch in Bezeichnungen wie Mitteldeutscher Rundfunk oder Mitteldeutscher Verlag manifestiert. Gut, dass ein solcher semantischer Anstoß von jemanden mit dem bildungsbürgerlichen Hintergrund des Buchautors kommt, statt derartige Richtigstellungen AfD-Politikern aus Thüringen zu überlassen. (Weiterlesen …)

Die poetisch-juristischen Streifzüge des Matthias Buth

Spät, aber nicht zu spät, kommt die Vorstellung der Aufsatzsammlung von Matthias Buth unter der Überschrift „Die Verfassung der Dichter“. In einem bibliophil aufgemachten und doch sehr handlichen Band hat der bekannte Jurist und Lyriker Matthias Buth seine essayistischen Gedanken zur deutschen Kulturnation sowie  zu Literatur, Musik und Kunst zusammengetragen.

Dass die Besprechung des Werkes verzögert erscheint, macht nichts. Denn das Buch ist von bleibendem Wert, handelt es doch um ewig deutschen Themen, die Buth auf feuilletonistische Weise gemischt hat und  mit Poesie abhandelt.

Dazu gehört für Buth die Auschwitz-Thematik, wenngleich Buth kritisch anmerkt, dass die Ausführungen von Bundeskanzlerin Merkel im israelischen Parlament über die „Sicherheit Israels als Teil deutscher Staatsräson“ juristisch und politisch höchst undurchdacht waren. So wie jedes leere Wort sich selbst entwerte, habe dieser Merkel-Ausspruch keine Wirkung gezeitigt. (Weiterlesen …)

Die Verzögerungsbeschwerde und der Entschädigungsanspruch nach §§ 97a ff. BVerfGG

Das Bundesverfassungsgericht ist ins Gerede gekommen. Damit ist nicht die von bestimmten Vertretern des Partei Partei-Establishment beschworene Gefahr gemeint, dass im Falle des Wahlsiegs radikaler Parteien der Status des Gerichtes und seiner Besetzung ebenso radikal geändert würde. Vielmehr geht es um eine Reihe von prozessualen Anomalien, die sich beim Bundesverfassungsgericht über die Jahre „eingeschlichen“ haben, und die nur vom Radar der Fachöffentlichkeit wahrgenommen werden können. Zu diesen Anomalien gehört die wachsende Zahl „wissenschaftlicher Mitarbeiter“ des Gerichtes, deren Problematik als „Dritter Senat“ Gegenstand der staatsrechtlichen Diskussion sind genauso wie das ungeheuere Privileg des Gerichtes, aus Gründen der Überlastung von seinem Recht auf Nichtannahme der Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung durch begründungslosen, nicht rechtsmittelfähigen Beschluss Gebrauch zu machen (Vgl. § 93 a sowie 93 d Abs. 1 BVerfGG). Neben dieser Generalermächtigung des Gerichts, unliebsame Petenten auszusortieren sowie nur mit solchen Beschwerdeführern zu verhandeln, die man zuvor in einem Pilotverfahren ausgewählt hat, nimmt das Bundesverfassungsgericht auch für sich das Recht in Anspruch, Verfahren auszusitzen. (Weiterlesen …)

Der Stolz eines Chefökonomen

Jener Verlag, der die Lehrbücher von Otmar Issing, dem reputierten Geldökonomen und Chefvolkswirt von Bundesbank und EZB herausbrachte,  hat seinen erfolgreichen Autor zu einem Erinnerungsbuch bewegt. Das Buch ist ein aufschlussreiches Dokument, das einerseits den Werdegang eines deutschen Meritokraten aus Franken beleuchtet, andererseits -trotz der Apologetik des Autors- nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass auch Otmar Issing nolens volens zur Zeitenwende in der Geldpolitik beigetragen hat.

Eindrucksvoll erzählt der Autor über seine Kindheit, seine Kriegserlebnisse, die Tüchtigkeit, Schaffenskraft und Einsatzbereitschaft seiner Familie in der elterlichen Gastwirtschaft. So erschließt sich dem Leser die Prägung der Kinder durch elterliche Tüchtigkeitsideale. (Weiterlesen …)

Die Rückkehr des Großraums?

 

Anmerkungen zu dem gleichlautenden Vortrag von Prof. Brendan Simms vor der Carl Schmitt-Gesellschaft am 28.10.2023.

Mehr als eineinhalb Jahre nach der Invasion der Ukraine durch die Truppen der russischen Föderation hat die Carl Schmitt-Gesellschaft dem renommierten englischen Historiker Brendan Simms Gelegenheit gegeben, zum Konzept des Großraums insbesondere in den Schriften von Carl Schmitt sowie der Signifikanz dieses Konzeptes in der gegenwärtigen geopolitischen Lage Stellung zu nehmen. (Weiterlesen …)

Von Kästner nichts Neues

Rezension des Werkes „Der doppelte Erich- Kästner im Dritten Reich“ von Thomas Lehmkuhl

Öffentliche Aufmerksamkeit ist für jedes Buch unerlässlich. Insbesondere für solche Bücher, die ein sujet abhandeln wollen, über das schon sehr viel, wenn nicht alles, gesagt worden ist. Die Antwort auf die Frage, was ein Künstler während der NS-Herrschaft getrieben hat, ist immer gut, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Sich dabei eines Schriftstellers anzunehmen, dessen Bücher zum Standard deutscher Kinderliteratur gehören, verspricht besonderes Interesse nicht unmittelbar bei den Lesern seiner Werke so doch bei den mainstream-Medien des   öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Insoweit liegt der Entscheidung von Thomas Lehmkuhl, sich mit Kästner im Dritten Reich zu beschäftigen, ein kluges Marketing-Kalkül zugrunde. (Weiterlesen …)

Ein kritisches Porträt

Bernd Greiners fulminante Biographie über Henry Kissinger, den Wächter des US-Imperiums.

Bereits 20b 20 erschien die analytische Biographie über Henry Kissinger aus der Feder des Amerikanisten und Historikers Bernd Greiner. Sie verdient angesichts der hype zum 100. Geburtstag des ehemaligen US-Aussenministers erneut gelesen zu werden. Denn angesichts des Jubelchors von lauter deutschen Toren, die mit schlechten Gewissen daran erinnern, dass Kissinger aus Deutschland vertrieben wurde, darf eine nüchterne historische Betrachtung nicht fehlen. Diese liefert Greiner allerdings mit der Einschränkung, dass er sich im Laufe der Auseinandersetzung mit seinem sujet in eine persönliche Gegnerschaft zu Kissinger verrannt hat. Dadurch fällt die Würdigung des politischen Gesamtkunstwerkes HK ein wenig einseitig aus. (Weiterlesen …)

Gewinn und Verlust der Bundesbank

Das wissenschaftliche Erstlingswerk von Heller, welches im Sommersemester 2018 von der juristischen Fakultät der Universität Potsdam als Dissertation angenommen wurde, muss bereits deshalb die Aufmerksamkeit des an Geld- und Währungsfragen interessierten Wissenschaftlers erregen, weil es in einer Zeit anhaltender und nun wieder zunehmender Staatsanleihenkäufe und Unternehmensanleihenkäufe im Rahmen des  Asset Purchase Program (APP) beim Monitoring desselben darauf ankommt, die Risikoposition der Bundesbank zutreffend zu bewerten und eventuelle Verlust-Szenarien – so sie nicht verhindert werden können – in ihren bilanziellen Folgen zu beschreiben. Doch bereits aus der Einführung wird deutlich, dass der Leser, der mit dieser Neugierde an die Lektüre des Buches geht, nur sehr partiell zufriedengestellt wird. (Weiterlesen …)

Der Kampf um die Weltordnung

Eine strategische Betrachtung von Macht und Recht
Die Darstellung betrachtet das Zusammenspiel der Machtverhältnisse mit dem internationalen Recht aus einer strategischen Perspektive. Mit dem Brückenschlag zwischen den Lehren von den internationalen Beziehungen und dem Völkerrecht betritt das Buch Neuland. Es fordert Politik und Wissenschaft zu einem neuen Realismus auf, vor allem im Lichte des Wettstreits der geopolitischen Interessen der USA, Westeuropas, Russlands und der Volksrepublik China. Das Werk mahnt auch dazu, dass sich die Bundesrepublik Deutschland mit dem ihr zugewachsenen politischen und wirtschaftlichen Gewicht ihrer geopolitischen Verantwortung stellt.

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