Professor Bruno Schönfelder: Professor für Allgemeine Volkswirtschaftslehre an der TU Bergakademie Freiberg (Sachsen)
Ernstzunehmende Anzeichen deuten darauf hin, dass die Inflation auch im nächsten Jahr deutlich über dem Zielwert der EZB liegen könnte. Damit droht die Bildung von Inflationserwartungen. Die EZB hat allen Grund, auf derartige Anzeichen frühzeitiger und energischer zu reagieren als etwa das amerikanische Federal Reserve System oder die Bank of England. Sie kann sich keine abwartende Haltung leisten und täte gut daran, dem Beispiel der tschechischen und ungarischen Nationalbank zu folgen. Dies liegt erstens daran, dass eine mehrjährige Hochzinspolitik, wie sie aller Erfahrung nach erforderlich wäre, um verfestige Inflationserwartungen zu brechen und aus der Welt zu schaffen, wegen der hohen Staatsverschuldung zahlreicher Mitgliedstaaten der Eurozone schlechterdings undurchführbar ist. Zweitens wird es der EZB vermutlich nicht leichtfallen, Selbstverstärkungseffekte der Inflation abzuwehren, wie sie etwa von einem Wiederanstieg des Geldschöpfungsmultiplikators ausgelöst würden. Leider enthalten die öffentlichen Verlautbarungen der EZB keinen Hinweis darauf, dass sie sich des Ernstes der Lage bewusst und fähig bzw. darauf vorbereitet ist, auf eine Gefährdung der Geldwertstabilität wirksam zu reagieren. Eine Betrachtung ihrer Befindlichkeit weckt hieran Zweifel.
Occasional Paper I: Inflationsgefahren in der Eurozone, unter besonderer Berücksichtigung des PEPP
Occasional Paper II: Das Inflationspotential in Eurozone – Ein Update.